Werner Lutz Handschrift

Lyriker und Maler

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Nachwort

Es gibt ein Farbenhören ein Farbenlauschen
und selbstverständlich
gibt es auch die Farbenmusik
die manchmal
durch meinen Kopf marschiert

Heute wieder einmal im Handbuch der Ölmalerei gestöbert und nach Informationen über blaue Pigmente gesucht, über Ultramarin zum Beispiel, dem blauen Wunder vom Baikalsee, von den Bergen Afghanistans und Tibets. Ultramarin, die edelste teuerste, beinahe unbezahlbarste Farbe der alten Meister, aber auch die dauerhafteste. Sie ist keiner Veränderung unterworfen, überlebt die Zeiten und die wildesten Feuer, ohne ihre Leuchtkraft, ihre Schönheit zu verlieren. Am Vollkommensten sind die Ultramarin-Pigmente der kornblumendunklen Gesteinsadern des Tibets, die auch Anteile von Abendkühle oder von Sommernächten enthalten und zweifelsfrei auch Partikel von Sehnsucht - ein Blau von jenseits der Meere. Marco Polo hat es uns vorgemacht, hat eine Spur aus Ultramarin gelegt, vom geheimnisvollen Kathei über das südchinesische Meer, bis hierher auf meinen Arbeitstisch, der unter einem nördlichen Oberlichtfenster steht.

Werner Lutz