Werner Lutz Handschrift

Lyriker und Maler

Navigation

«Werner Lutz ist ein Meister der Wortschöpfung. In Kussnester sind vier Zyklen zu etwa zwanzig Gedichten versammelt. Es ist ein großes Buch von einem großen Autor. Bestens geeignet zur Einübung in Langsamkeit und Gelassenheit, genauer Wahrnehmung und Fantasie.

Die Themen: Dinge, Landschaft, Menschen, Kunst, in allen Formen. Dazwischen stehen Reproduktionen von Zeichnungen des Autors, wilde Liniengeflechte — das ergibt eine schöne Spannung zu den eher ruhigen Texten. Auffällt, dass Lutz diesmal so etwas wie Gedichtpaare präsentiert. Auf Doppelseiten stehen sich Texte gegenüber, die meist zu verschiedenen Zeiten entstandenen, aber Themen und Motive des anderen aufnehmen — und manchmal gar direkt aufeinander antworten. Es entsteht also nicht nur ein Dialog des Lesers mit den Gedichten, sondern auch unter ihnen selbst.

Lutz' brauchte und braucht Zeit. Er schreibt seit Jahrzehnten, hat aber kaum ein Dutzend Bücher vorgelegt. Eine längere Erzählung, tagebuchartige Aufzeichnungen und, vor allem, Lyrik. Er nennt sich zwar einen ‹fanatischen› Gedichtschreiber — doch sein ‹Fanatismus› kommt ganz ohne Eile und Drängen aus, im Gegenteil. Er ist ein Meister des Wartens, der Gelassenheit. Dabei entstehen Gedichte manchmal fast von selbst: ‹Ich lasse dem Gedicht Zeit und die Zeit lässt mir Zeit. Das ist wunderbar. Ich kann ein Gedicht schreiben mit einem unaufgeregten Pulsschlag. Ich arbeite langsam, nicht effizient. Ich habe festgestellt, dass Warten das eigentliche Rezept für mich ist. Manchmal denke ich, das Gedicht schreibt sich selbst fertig.›»

Matthias Kußmann, Deutschlandradio, 2010